Angesichts des wachsenden Wettbewerbs im App-Markt suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, sich von anderen Anbietern abzuheben. Die so genannten Super Apps gehören zu den aktuellen Top Tech Trends und sollen mit ihren Diensten und Funktionen die Zukunft der dienstleistungsorientierten App-Landschaft prägen. Wir erläutern das Thema, identifizieren Chancen und Risiken und geben Tipps für die Entwicklung solcher Apps.
Was sind Super Apps?
Es handelt sich dabei um mobile Anwendungen, die eine Vielzahl von Diensten und Funktionen integrieren, um ein umfassendes Ökosystem für ihre Nutzer zu schaffen. Sie bieten dabei im Gegensatz zu den aktuell häufig im Dienstleistungskontext eingesetzten Apps mehrheitlich nicht nur eine Hauptfunktion, sondern auch zusätzliche Dienste wie Messaging, Shopping, soziale Netzwerke, Banking, Reisedienstleistungen, Unterhaltung und mehr. Diese Apps sind in der Regel sehr benutzerfreundlich aufgebaut und bieten den Nutzern verschiedene Aufgaben und Aktivitäten nahtlos innerhalb derselben App auszuführen, was den Benutzerkomfort und die Effizienz erhöht. Bekanntere Beispiele für Super Apps sind WeChat, AliPay und Grab, die bisher vor allem im asiatischen Raum sehr erfolgreich sind.
Warum sind Super Apps auch für deutsche Unternehmen interessant?
In erster Linie dienen sie der Benutzerbindung und damit dem Aufbau von Wechselhürden. Super-Apps bieten eine breite Palette von Diensten und Funktionen innerhalb einer einzigen Anwendung, was zu einer höheren Benutzerbindung führen kann. Durch die Konsolidierung mehrerer Angebote in einer App können Unternehmen sicherstellen, dass Benutzer häufiger und länger auf ihrer Plattform verweilen. Gibt es dieses Angebot bei anderen Unternehmen nicht oder nicht in einem für Kunden nützlich erscheinendem Umfang, entstehen Wechselhürden (so genannte Lock-In-Effekte).
Auch die Markenloyalität kann dadurch gestärkt werden, indem sie eine positive und konsistente Benutzererfahrung bietet. Benutzer, die mit einer Super-App zufrieden sind, sind eher geneigt, der Marke treu zu bleiben und sie anderen weiterzuempfehlen. Dabei lernen die Unternehmen gleichzeitig ihre Kunden besser kennen, denn die Super Apps ermöglichen es, personalisierte Inhalte, Angebote und Empfehlungen bereitzustellen, um die Benutzererfahrung zu verbessern. Durch die Analyse von Nutzerdaten können Unternehmen maßgeschneiderte Dienste anbieten, die den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Benutzer entsprechen.
Das kann zu einer besseren Position im Markt führen, denn in Märkten, in denen Super-Apps noch nicht weit verbreitet sind, können Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologie setzen, einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Eine gut gestaltete Super-App kann dazu beitragen, sich von der Konkurrenz abzuheben und neue Benutzer anzulocken. Aber auch der Umsatz kann gesteigert werden: Mit Super-Apps können Unternehmen zusätzliche Einnahmequellen erschließen, indem sie verschiedene Dienste und Funktionen integrieren, die monetarisiert werden können. Dies kann durch Werbung, In-App-Käufe, Abonnementmodelle, Transaktionsgebühren oder schlicht der Integration weiterer, eigener Dienstleistungen erfolgen.
Gerade für Unternehmen, die bereits international agieren oder planen, auf internationale Märkte zu expandieren, kann die Entwicklung einer Super-App eine Möglichkeit sein, sich an die spezifischen Bedürfnisse und Präferenzen verschiedener Regionen anzupassen. Durch die Integration lokaler Dienste und Funktionen können Unternehmen ihre Reichweite und ihr Wachstumspotenzial erhöhen.
Welche Risiken sind zu berücksichtigen?
Natürlich sind derartige funktions- und dienstübergreifende Apps auch mit einigen Risiken verbunden. Zum einen sind hier Datenschutzbedenken zu berücksichtigen. Da Super-Apps viele persönliche Daten ihrer Nutzer sammeln und speichern, können Datenschutzbedenken entstehen, insbesondere wenn diese Daten nicht angemessen geschützt werden oder für unerwünschte Zwecke genutzt werden. Diese könnten schon durch einen einzigen Sicherheitsvorfall ausgelöst werden: Da Super-Apps viele verschiedene Dienste integrieren, könnten Sicherheitslücken in einem Bereich auch andere Bereiche der App beeinträchtigen. Ein einziger Sicherheitsvorfall könnte weitreichende Auswirkungen auf die gesamte App haben.
Super-Apps integrieren oft Dienste von Drittanbietern in ihr App-Ökosystem. Dies kann zu Herausforderungen bei der Integration, Kompatibilität und Verwaltung von Partnerschaften führen. Es muss daher sichergestellt werden, dass geeignete rechtliche und technische Vereinbarungen mit diesen Drittanbietern getroffen werden, um potenzielle Risiken zu minimieren. Damit geht beispielsweise auch das Einhalten von regulatorischen Anforderungen einher. Super-Apps könnten regulatorischen Herausforderungen gegenüberstehen, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Zahlungsabwicklung, Wettbewerb und Verbraucherschutz. Als Anbieter einer Super App sollten stets die geltenden Vorschriften, Gesetze und Bestimmungen bekannt sein und deren Einhaltung sichergestellt werden können. Auch die Komplexität in der Entwicklung und die Wartungskosten im Betrieb können ein Risiko darstellen.
Die Entwicklung und Wartung einer Super-App kann aufgrund ihrer Komplexität und des breiten Funktionsumfangs kosten- und ressourcenintensiv sein. Unternehmen müssen daher langfristig ausreichende Ressourcen und Fachkenntnisse sicherstellen, um die App erfolgreich zu entwickeln, zu warten und vor allem zu aktualisieren. Entscheidet man sich als Unternehmen ein Teil einer bereits erfolgreichen Super App zu werden, besteht die Gefahr, den direkten Kontakt zu den eigenen Kunden zu verlieren. Insbesondere wenn die komplette Kommunikation und Abwicklung bestimmter Dienstleistungen dann vollständig über die Super App vollzogen wird. Die daraus entstehende Abhängigkeit zum Anbieter der Super App kann daher durchaus auch als Risiko betrachtet werden, sofern man nicht selbst Anbieter ist.
Was ist bei der Entwicklung von Super Apps zu beachten?
Als wohl wichtigster Schritt vor dem Einsatz einer Super App steht wohl die Entscheidung, ob diese selbst entwickelt werden soll oder die eigenen (digitalen) Dienste in eine bereits erfolgreich bestehende Super App integriert werden sollte. Auch der Zusammenschluss mit möglichen Partnern einer zukünftigen Super App, um diese gemeinsam zu entwickeln und zu betreiben ist hierbei eine Option, die vorab gut abgewägt werden sollte – insbesondere im Hinblick auf den für den technischen und fachlichen Betrieb benötigten Aufwand und die generellen Risken.
Soll eine Super App entwickelt werden, gilt es einige besonders wichtige Aspekte zu beachten:
1. Skalierbarkeit: Super-Apps müssen in der Lage sein, mit einer großen Anzahl von Benutzern und einem breiten Spektrum von Diensten umzugehen. Die technische Architektur sollte daher skalierbar sein, um eine reibungslose Leistung auch bei starkem Nutzerwachstum zu gewährleisten.
2. Interoperabilität: Da Super-Apps verschiedene Dienste und Funktionen integrieren, ist es wichtig, dass sie nahtlos miteinander interagieren können. Dies erfordert die Entwicklung von APIs und Standards für die Interoperabilität zwischen den verschiedenen Modulen der App.
3. Sicherheit: Aufgrund der Vielzahl von Diensten und Transaktionen, die in Super-Apps durchgeführt werden, ist ein hohes Maß an Sicherheit unerlässlich. Dies umfasst die Implementierung von Verschlüsselung, sicheren Authentifizierungsmethoden, Schutz vor Datenlecks und anderen Sicherheitsvorkehrungen.
4. Datenschutz: Super-Apps sammeln oft eine große Menge an Benutzerdaten, um personalisierte Inhalte und Dienste bereitzustellen. Es ist wichtig, dass die Datenschutzbestimmungen eingehalten werden und die Benutzer über die Datenerfassung und -verwendung informiert werden.
5. Benutzererfahrung (UX): Eine intuitive und benutzerfreundliche Benutzeroberfläche ist entscheidend für den Erfolg einer Super-App. Die UX-Design-Prinzipien sollten darauf ausgerichtet sein, die Navigation zwischen den verschiedenen Diensten und Funktionen zu erleichtern und ein konsistentes Nutzungserlebnis zu bieten.
6. Performance: Super-Apps sollten eine schnelle und reaktionsschnelle Leistung bieten, um die Benutzerzufriedenheit sicherzustellen. Dies erfordert die Optimierung von Code, Ressourcenmanagement und die Verwendung von Technologien wie Caching und Content Delivery Networks (CDNs).
7. Technologiestack: Die Auswahl des richtigen Technologiestacks ist entscheidend für die Entwicklung einer Super-App. Dies umfasst die Auswahl der geeigneten Programmiersprachen, Frameworks, Datenbanken und Cloud-Dienste, die den Anforderungen der App entsprechen und eine effiziente Entwicklung und Skalierung ermöglichen.
8. Wartbarkeit und Erweiterbarkeit: Super-Apps müssen kontinuierlich gewartet und erweitert werden, um mit den sich ändernden Anforderungen und Technologien Schritt zu halten. Die Entwicklung sollte daher auf Best Practices für Code-Qualität, Modularität und Erweiterbarkeit basieren.
Insgesamt sind Super-Apps eine spannende Option für Unternehmen und ihre Kunden, da sie eine umfassende Lösung für ihre mobilen Bedürfnisse bieten. Ihr Erfolg beruht auf ihrer Fähigkeit, Bequemlichkeit, Effizienz, Personalisierung und Innovation zu kombinieren, um ein ansprechendes Nutzungserlebnis zu schaffen. Beachtet man die Risiken und entwickelt für diese Art der Kommunikation (und des Absatzes) eine widerstandsfähige Strategie, kann der Einsatz von Super Apps helfen, sich in einem globalen Marktumfeld zu differenzieren und Wettbewerbsvorteile zu erlangen.
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